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SHOGI shogi kanji

Japanisches Schach

WIE DIE NINJAS ZUSCHLAGEN

Leonard Orschiedt (8) aus Ludwigshafen findet Shogi cool

Upcoming European Championship 2011 - read this in english spanish text

Schön und geheimnisvoll, so ist der erste Eindruck von diesem Spiel:
Keine kunstvoll gedrechselten Figuren auf dem Brett, sondern helle flache Plättchen, die exotische Schriftzeichen tragen und über 81 einheitlich getönte Felder verschoben werden. Und trotzdem alles kein Problem für Leonard Orschiedt aus Ludwigshafen: Während viele Erwachsene bereits vor dem Standardschach auf vergleichsweise überschaubaren 64 Feldern wegen dessen angeblicher Komplexität zurückschrecken, manövriert der Achtjährige in der japanischen Ninja-Variante "Shogi" sogar deutlich Ältere an die Wand. Im Rekordtempo hat sich Leo, wie ihn seine Freunde nennen, von der Anfängerstufe 20. Kyu zum 12. Kyu vorgearbeitet, das ist beinahe die halbe Wegstrecke zur Oberliga der Dan-Grade. Bei der Ersten Deutschen Jugendmeisterschaft 2010, zu der in diesen Tagen 26 Nachwuchskräfte in Ludwigshafen angetreten sind, hat der junge Kurpfälzer Platz 3 in der U10-Konkurrenz erobert und peilt nun die EM an. Gastgeber der kontinentalen Titelkämpfe im Shogi wird im Juli 2011 ebenfalls die Chemiestadt am Rhein sein.

Der Hamburger Autor RENÉ GRALLA spricht mit LEONARD ORSCHIEDT.


leo orschiedt

Leo Orschiedt in Konzentration , Foto: privat



RENÉ GRALLA: Beim Shogi können Freund und Feind quasi wie Ninjas einfliegen, weil geschlagene Steine nicht aus dem Spiel verschwinden, sondern von der Partei, die sie erobert, irgendwo auf dem Brett wieder eingesetzt werden dürfen. Das ist wohl ziemlich schwierig?!
LEONARD ORSCHIEDT: Stimmt.


RENÉ GRALLA: Wer hat dich denn auf Shogi gebracht?
LEONARD ORSCHIEDT: Mein Vater. Der ist ein totaler Fan.


RENÉ GRALLA: Aber die Steine sind recht seltsam, mit komischen Schriftzeichen und überhaupt kein Unterschied zwischen Schwarz und Weiß!
LEONARD ORSCHIEDT: Die sehen wirklich irgendwie alle gleich aus, habe ich zuerst auch gedacht.


RENÉ GRALLA: Wie war das, als du die erste Partie probiert hast?
LEONARD ORSCHIEDT: Da bin ich mit den Zeichen etwas durcheinander gekommen.


RENÉ GRALLA: Offenbar ist das vorbei, das beweist dein dritter Platz bei der Deutschen Jugendmeisterschaft U10. Wie hältst Du die Steine heute auseinander?
LEONARD ORSCHIEDT: Die sind doch nicht alle gleich, wenn man genau hinguckt.


RENÉ GRALLA: Hast du etwa inzwischen Japanisch gelernt?
LEONARD ORSCHIEDT: Nein! Was die Schriftzeichen genau bedeuten, weiß ich immer noch nicht, aber ich habe mir die Unterschiede zwischen den Steinen gemerkt. Und weiß jetzt, wie die Steine ziehen.


RENÉ GRALLA: Spielst du auch das in Deutschland sonst übliche normale Schach?
LEONARD ORSCHIEDT: Manchmal ja. Aber eigentlich finde ich Shogi besser.


RENÉ GRALLA: Warum?
LEONARD ORSCHIEDT: Weil Shogi aus einem anderen Land kommt, das ist cool. Und weil Shogi hier nicht jeder spielt.


RENÉ GRALLA: Hast du überhaupt Freunde, die mit dir Shogi spielen?
LEONARD ORSCHIEDT: Leider nicht so viele. Aber zwei habe ich inzwischen dafür interessieren können.


RENÉ GRALLA: Mittlerweile bist du schon zu einem Turnier nach Shanghai eingeladen worden.
LEONARD ORSCHIEDT: Dort hatte ich aber Pech bei der Auslosung, kriegte sofort einen schweren Gegner und bin gleich in der ersten Runde rausgeflogen.


RENÉ GRALLA: Hast du Lust, auch mal ins Mutterland des Shogi zu reisen, nämlich nach Japan?
LEONARD ORSCHIEDT: Ja, klar. Ich möchte gerne mal die Sumo-Ringer sehen, die sind so fett, das ist lustig.


RENÉ GRALLA: Und wie ist die Shogi-Rangliste in deiner Familie? Wer liegt momentan vorne?
LEONARD ORSCHIEDT: Na ja, mein Vater. Aber irgendwann werde ich ihn schlagen.


Shogi-EM 14.-17.7.2011 in Ludwigshafen: jeder Regelkundige darf starten, weitere Infos http://shoginet.de/esc-wosc-2011.html

Ludwigshafens Shogi in der Presse: Neues Deutschland und Mannheimer Morgen